Ohne die Preußen hätte Frankfurt vielleicht nie seinen Palmengarten bekommen. Dessen Gründung im Jahr 1868 verdankt sich einer Notlage – und einer mutigen „Bürgerinitiative“. In finanzielle Nöte geriet damals Herzog Adolph von Nassau, dessen Schlosspark in Wiesbaden-Biebrich gut 200 exotische Pflanzen umfasste. Als das Herzogtum 1866 wie Frankfurt von Preußen annektiert wurde, sah sich der adlige Botanicus gezwungen, seine berühmten „Biebricher Wintergärten“ zu veräußern und beauftragte damit Heinrich Siesmayer (1817–1900).
Der Kunst- und Handelsgärtner hatte sich unter anderem mit der Gestaltung des Bad Nauheimer Kurparks einen Namen gemacht. Mit der herzoglichen Sammlung schien realisierbar, wovon er schon eine Weile träumte: Nach Vorbildern in Brüssel und London wollte Siesmayer in Frankfurt einen „Südpalast“ errichten, der als Hort fremdländischer Pflanzen zugleich zum Treffpunkt der Gesellschaft würde. Jetzt brauchte er nur noch Mitstreiter – und das nötige Kapital. Beides fand er bei einigen Honoratioren der Stadt, darunter Leopold Sonnemann, Bankier und Begründer der früheren „Frankfurter Zeitung“. Im Mai 1868 bildete man ein Komitee zum Erwerb der Biebricher Wintergärten. Die „Actien“ der am 6. August 1868 gegründeten Aktien-Gesellschaft fanden in der Bürgerschaft derart reißenden Absatz, dass kurz darauf Adolph von Nassaus grüne Schätze für 60.000 rheinische Gulden den Besitzer wechselten.